Der Zahnhalteapparat (Parodont) ist das funktionelle Befestigungssystem jedes Zahnes. Er besteht aus verschiedenen Stützgeweben, die die Funktion haben, den Zahn im Knochen elastisch zu verankern und dabei die Belastungen auf diesen zu übertragen.
Die Parodontitis (oft „Parodontose“ genannt) ist eine bakteriell bedingte Entzündung des Parodonts. Nicht der Zahn ist also krank, sondern vielmehr das umgebende Stützgewebe. Die Parodontitis zerstört die Fasern, die den Zahn festhalten. Bei einer nicht behandelten, chronischen Parodontitis lockert sich der Zahn allmählich und fällt schließlich aus.
Zahnfleischentzündungen sind neben Karies die häufigsten Erkrankungen in der Mundhöhle und Ursache für den Zahnverlust in der zweiten Lebenshälfte. Sie können unabhängig vom Alter, lokalisiert auf nur einen oder meist bei allen Zähnen und in verschiedenem Ausmaß auftreten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine unbehandelt bleibende Parodontitis auch ein Risikofaktor für die Entstehung von allgemeinmedizinischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen (allen voran Herzinfarkt und Endokarditis), Atemwegserkrankungen und Diabetes mellitus sein kann. Bei bereits vorgeschädigten Blutgefäßen verstärkt die Parodontitis das Risiko für einen Schlaganfall.
Grundsätzlich anfälliger für Parodontitis sind Diabetiker und Frauen in der Schwangerschaft. Hier ist eine besonders gewissenhafte Mundhygiene und regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt unverzichtbar.
Die Gefahr, an Parodontitis zu erkranken, ist sehr hoch. Ca. 90 % aller Patienten haben bereits leichte Entzündungserscheinungen. Auch wenn noch keine konkreten Krankheitszeichen vorliegen, sollte durch intensive Prophylaxe und regelmäßige professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis dem Eintreten der Krankheit vorgebeugt werden.
Im Bereich der Parodontologie habe ich durch umfangreiche Fortbildungen einen weiteren zertifizierten Tätigkeitsschwerpunkt erworben, das „Curriculum Parodontologie“ des Berufsverbands der Deutschen Oralchirurgen.
Was sind die Ursachen für eine Parodontitis?
In der Mundhöhle gibt es mehr als 600 unterschiedliche Bakterienarten. Einige wenige (ca. 22) greifen das Zahnfleisch an und werden gefährlich, wenn sie sich in großer Zahl – meist durch nachlässiges Zähneputzen begünstigt – in Zahnbelägen auf der Zahnoberfläche festgesetzt haben (Biofilm). Die nun einsetzende Entzündung ist äußerlich an einer Schwellung und Blutungsneigung des Zahnfleischs gut zu erkennen. Sie reicht tief unter das Zahnfleisch in die Zahnfleischtaschen und bis in den Bereich des Kieferknochens hinein und wird als Gingivitis bezeichnet. Werden die bakteriellen Beläge nicht rasch durch gründliches Zähneputzen und professionelle Zahnreinigung entfernt, kann die Entzündung zu einem nicht wieder umkehrbaren Verlust von Zahnhaltefasern und Teilen des Kieferknochens führen und wird dann als Parodontitis bezeichnet. Beläge, die ungestört längere Zeit auf den Zähnen haften bleiben, können darüber hinaus zu Zahnstein erhärten.
Präzise Diagnose
Mit einem speziellen Messinstrument, der elektro-mechanischen Parodontalsonde bzw. computergestützten Florida-Probe, kann der Zahnarzt weitgehend schmerzfrei die Blutungsneigung des Zahnfleisches, die Tiefe der Zahnfleischtaschen und die Rauigkeiten der Zahnoberflächen feststellen.
Die Vorbehandlung
Am Beginn der Behandlung steht immer die Optimierung der häuslichen Mundhygiene und die gründliche Entfernung von sichtbaren bakteriellen Belägen und Zahnstein in der Zahnarztpraxis. Dort werden Ihre Zähne von einer Prophylaxe-Spezialistin professionell gereinigt. Informieren Sie sich hierüber auch unter dem Menüpunkt „Prophylaxe“. Gleichzeitig erhalten Sie vom Praxisteam eine individuelle Anleitung zur effektiven und schonenden Mundhygienetechnik.
Die Behandlung
Bei der Parodontalbehandlung werden die Wurzeloberflächen von Bakterien und anhaftenden Belägen gereinigt und geglättet. Die Zahnfleischtaschen werden gründlich gespült und anschließend mit verschiedenen hochwirksamen Desinfektionslösungen behandelt. Zur Unterstützung der Heilung können Medikamentenschienen, Spüllösungen oder die Gabe von Antibiotika eingesetzt werden. Falls der Knochenverlauf ungünstig oder die Zahnfleischtaschen sehr tief sind, ist ein chirurgisches Verfahren erforderlich.
Was kann bei stark geschädigtem Zahnfleisch oder Knochenverlust getan werden?
Neuartige Therapieverfahren erlauben es, in vielen Fällen eine Regeneration des Kieferknochens und der umgebenden Gewebe zu erreichen. Das nennt sich gesteuerte Geweberegeneration (GTR = Guided Tissue Regeneration). Dabei wird der zerstörte Bereich des Kiefers mit einer aus speziellen Materialen gefertigten Membran abgedeckt, unter deren Schutz sich neuer Knochen bildet. Zur Unterstützung können größere Defekte vorher mit speziellen Proteinen (z.B. Emdogain®) oder Knochenaufbaumaterialen aufgefüllt werden. Ein lockerer Zahn kann wieder fest, Zahnfleisch wieder gesund werden.
Sollten die Zähne durch Stützgewebeschwund sehr lang, empfindlich und nicht mehr schön geworden sein, können die Zahnhälse durch ein mikrochirurgisches Verfahren wieder abgedeckt werden (freies Bindegewebstransplantat). Weiterhin kann das spaltförmige Einreißen des angewachsenen Zahnfleisches (Rezession) an einzelnen Stellen mit Hilfe eines freien Schleimhauttransplantates verhindert werden und so eine Heilung ermöglicht werden.
Die Nachsorge
Parodontitis ist eine chronische Erkrankung. Um den Erfolg der Behandlung dauerhaft zu sichern, und um zu verhindern, dass die Erkrankung wieder ausbricht, ist eine lebenslange Betreuung durch den Zahnarzt und sein Praxisteam erforderlich. Je nach Erkrankungsrisiko empfehlen sich zwei bis vier Kontrolltermine mit professioneller Zahnreinigung pro Jahr. Wichtig ist außerdem eine eigene optimale Mundhygiene zuhause. Dabei ist die regelmäßige und sorgfältige Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide und Zahnzwischenraumbürstchen unabdingbar. Außerdem sollten Risikofaktoren, insbesondere das Rauchen, vermieden werden.
Ihr Zahnarzt Dr. Michael Pampel